Utz Rachowski: Miss Suki
Artikelnummer: 978-3-937654-49-2
Beschreibung
Aus dem Nachwort
Irgendwann gibt es dann einmal in einem Text den Satz: »Es ist schon so, wie es das deutsche Märchen vom singenden und klingenden Bäumchen erzählt; Wer zurückkehrt aus der Fremde, den küssen die Hunde. Manchmal kommt eine Prinzessin dazwischen«. Wer aus der Fremde zurückkehrt, den küssen die Hunde? Vielleicht zum ersten Mal wird hier in einem Satz dieses Autors eine Beziehung hergestellt, aber da ist der Hund wohl nicht das Wesen jener Vertrautheit, jene Liebe, die das Leben mitträgt. Freilich wird sich das wandeln, die Lebensverhältnisse des Autors und damit auch sein Verhältnis zu diesem Gefährten des Menschen. Es gibt bei Thomas Mann einen hundertseitigen Text, der eine ziemliche autobiografische Note hat: Herr und Hund, die Geschichte von Bauschan und seiner Beziehung zum Erzähler. Hundert Seiten, was für eine Geschichte von der Treue, der Nähe zwischen Mensch und Tier. Und man kann solche Geschichten immer wieder finden in den Geschichten der Poeten. Nun also Gedichte von Suki, dem Hund in ferner Welt. Geschrieben wird nicht nur aus der Erinnerung, die dieses Hundewesen mitträgt, sondern in Erinnerung an die andere Welt, die sich dem Autor eröffnete, jener ferne Planet, der ihm immer näher kommen wird, je weiter er sich von ihm entfernt. Vielleicht ist dies das Besondere dieser Gedichte für Miss Suki, das sie eine Lebenssituation herbeirufen, die Liebe trägt. Die Welt verändert sich angesichts der Existenz von Miss Suki, »die Tür zur Geliebten bewegt sich in den Angeln der Welt« hat der Dichter Georg Maurer einmal geschrieben. Und dies ist ein Bild, das auch die poetischen Nachrichten dieses Autors betrifft. Vielleicht sind diese Gedichte aber auch noch etwas anderes für ihren Autor: Ohne das Vergangene aufzugeben in Literatur und Leben findet sich ein neuer Weg, das zu sagen, was er gern sagen möchte: Liebe, Vertrautheit, Nähe. Das alles nicht ausgeschlossen aus heutiger Welt, sondern als Hoffnung, als Erwartung auf Künftiges. Ja, vielleicht ist dies das Geheimnis von Poesie, die sich auch hier manifestiert: Miss Suki macht es möglich: An trübem Tag erscheint plötzlich die vergessene Sonne.
Klaus Walther